Wer ein Haus oder eine Wohnung kaufen, verkaufen oder vermieten möchte, benötigt in Deutschland einen Energieausweis. Doch viele Eigentümer und Interessenten fragen sich: „Was sagen die Zahlen, Pfeile und Farben auf diesem Dokument eigentlich aus?“
In diesem Beitrag zeigen wir Schritt für Schritt, wie Sie den Energieausweis richtig lesen und interpretieren.
1. Arten von Energieausweisen
Es gibt zwei verschiedene Arten:
- Verbrauchsausweis
→ basiert auf den tatsächlichen Energieverbräuchen der letzten drei Jahre (abhängig vom Nutzerverhalten). - Bedarfsausweis
→ basiert auf einer technischen Berechnung (Gebäudedämmung, Baujahr, Heizungsanlage usw.), unabhängig vom Nutzerverhalten.
👉 Beide Ausweise enthalten die gleichen Kennwerte, die Berechnungsgrundlage ist jedoch unterschiedlich.
Vergleich: Verbrauchsausweis vs. Bedarfsausweis
Merkmal | Verbrauchsausweis | Bedarfsausweis |
---|---|---|
Datengrundlage | Tatsächlicher Energieverbrauch der letzten 3 Jahre (abhängig vom Nutzerverhalten) | Technische Berechnung nach Gebäudezustand (Baujahr, Dämmung, Fenster, Heizung etc.) |
Aussagekraft | Abbild der bisherigen Nutzung – kann stark schwanken (z. B. wenn wenig geheizt wurde) | Objektiver Vergleichswert, unabhängig vom Nutzerverhalten |
Kosten der Erstellung | meist günstiger | etwas teurer, da mehr Daten erhoben werden müssen |
Pflicht bei | Gebäuden mit mind. 5 Wohneinheiten und zentraler Heizung | bei kleineren Gebäuden ohne zentrale Verbrauchsdaten oder bei Neubauten |
Typische Verwendung | bestehende Mehrfamilienhäuser | Einfamilienhäuser, Gebäude ohne Verbrauchsdaten, Neubauten |
2. Die Energieeffizienzskala (das Herzstück)
Zentral auf dem Energieausweis finden Sie eine farbige Skala von Grün bis Rot mit einem Pfeil, der die Position Ihres Gebäudes markiert.
- Grün (A+, A, B) = sehr effizient → geringe Heizkosten.
- Gelb/Orange (C, D, E) = durchschnittlich effizient.
- Rot (F, G, H) = sehr ineffizient → hohe Heizkosten zu erwarten.
👉 Je weiter links (grün) der Pfeil steht, desto besser der energetische Zustand des Gebäudes.
3. Die wichtigsten Kennwerte im Detail
- Endenergiebedarf / Endenergieverbrauch (kWh/m²a)
- Zeigt den Energiebedarf bzw. -verbrauch pro Quadratmeter und Jahr.
- Dies ist der Wert, der direkt für Ihre Heizkosten relevant ist.
- Primärenergiebedarf (kWh/m²a)
- Berücksichtigt zusätzlich die Energiequelle und deren Umweltbelastung.
- Beispiel: Strom hat aufgrund von Umwandlungsverlusten einen höheren Primärenergiefaktor als Erdgas.
- Energieeffizienzklasse (A+ bis H)
- Ordnet das Gebäude einer Klasse zu – wie bei Kühlschränken oder Waschmaschinen.
- Moderne Neubauten liegen meist bei A oder B, Altbauten ohne Sanierung oft bei E–H.
- Art der Warmwasserbereitung
- Gibt an, ob Warmwasser über die Heizung oder dezentral (z. B. Durchlauferhitzer, Boiler) erzeugt wird.
- Baujahr der Heizungsanlage
- Wichtig für die Einschätzung, ob die Technik modern oder sanierungsbedürftig ist.
4. Pflichtangaben für den Immobilienmarkt
Seit der EnEV/GEG-Reform müssen in Immobilienanzeigen bestimmte Angaben aus dem Energieausweis stehen, z. B.:
- Energieeffizienzklasse
- Endenergiebedarf oder -verbrauch
- Energieträger (z. B. Erdgas, Öl, Strom, Fernwärme)
- Baujahr der Immobilie
👉 Käufer und Mieter können dadurch bereits im Exposé die energetische Qualität einschätzen.
5. Was bedeutet das für Eigentümer, Käufer und Mieter?
- Für Eigentümer
→ zeigt der Ausweis, ob Modernisierungsmaßnahmen sinnvoll sind (z. B. Dämmung, Fenstererneuerung, Heizungsmodernisierung). - Für Käufer & Mieter
→ dient er als Orientierung, wie hoch die Heizkosten voraussichtlich ausfallen und wie nachhaltig das Gebäude ist.
Energieausweis: Nutzen für Eigentümer, Käufer & Mieter
Personengruppe | Was bringt der Energieausweis? | Worauf sollte geachtet werden? |
---|---|---|
🏠Eigentümer / Verkäufer | – Erfüllt die gesetzliche Pflicht beim Verkauf oder bei der Vermietung – Zeigt Modernisierungspotenzial (z. B. Dämmung, Heizungstausch) – Bessere Vermarktungschancen bei guter Effizienzklasse | – Effizienzklasse (A–H) – Hinweise auf Modernisierungsmaßnahmen – Baujahr der Heizungsanlage |
🤝Käufer | – Transparenz über zukünftige Heizkosten – Vergleichbarkeit verschiedener Immobilien – Hinweis auf notwendige Investitionen | – Endenergiebedarf / -verbrauch (kWh/m²a) – Primärenergiebedarf – Energieeffizienzklasse |
👨👩👧👦Mieter | – Orientierung über zu erwartende Heizkosten – Bessere Vergleichbarkeit von Mietwohnungen – Sicherheit über Energiequalität der Immobilie | – Endenergieverbrauch – Heizungsart (z. B. Gas, Strom) – Art der Warmwasserbereitung |
6. Fazit
Der Energieausweis ist mehr als nur eine Pflichtunterlage – er ist ein wertvolles Informationsinstrument:
- Er zeigt auf einen Blick die Energieeffizienz eines Gebäudes.
- Er hilft, Heizkosten realistisch einzuschätzen.
- Er bietet Eigentümern Hinweise auf mögliche Sanierungsmaßnahmen.
👉 Wer die Angaben richtig liest, ist bestens informiert – egal ob beim Kauf, Verkauf oder bei der Vermietung einer Immobilie.